Finding Nemo

Kurz nachdem ich gestern in einem Anflug von Sentimentalität die atemberaubende Welt von Finding Nemo nach Jahren mal wieder einmal besucht hatte, las ich folgendes: ‚Finding Nemo 2‘: Andrew Stanton Will Direct Pixar Sequel. Da fragte ich mich: Ruht sich Pixar auf seinen Lorbeeren – unter anderem 12 Oscars – aus? Bis vor kurzem bot Pixar einen jährlichen Pflichttermin im Kino. Und immer wieder durfte man in eine phantastische, bis ins Detail ausgearbeitete Welt abtauchen, in der Spielzeuge ein geheimes Leben führen, Monster sich vor Kindern fürchten oder ein einsamer Roboter für Ordnung auf der Erde sorgt. Findet Nemo bildete da keine Ausnahme: Regisseur Andrew Stanton schuf eine bunte Unterwasserwelt rund um Nemo und seinen Vater Marlin, die beide im Laufe der abenteuerlichen 100 Minuten einiges zu lernen haben. Doch am Ende hatten sie ihre Lektion gelernt, sind im rührenden, aber nie zu kitschigen Verlauf gereift. Wozu da eine Fortsetzung?

Sicherlich hat Pixar mit den Toy Story-Nachfolgern bewiesen, dass Fortsetzungen gelingen können, wenn die Ideen stimmen. Doch Cars 2 wurde im letzten Jahr zum ersten Pixar-Film, der von Kritikern regelrecht vernichtet wurde. Dem für das kommende Jahr angekündigten Prequel zu Monsters, Inc. stehe ich nach mäßig unterhaltsamen Teasern noch skeptisch gegenüber. Der Punkt ist: Pixar hat so viel Spaß gemacht, weil es so viel neues zu entdecken gab, weil die außergewöhnliche Handlung im Vordergrund stand, weil man Charakteren wie der amnestischen Dory (großartig gesprochen von Ellen DeGeneres) zum ersten Mal begegnet ist. Braucht man da wirklich noch mehr Witze über ihr schlechtes Gedächtnis?

Um dem Anspruch einer Rezension doch noch gerecht zu werden und nicht ausschließlich einen Zustandsbericht über meine Gefühlslage zur Zukunft des Pixarstudios abzuliefern: Finding Nemo ist ein Animationsmeisterwerk, das nur gegen Ende etwas zu dramatisch wird. Ich erinnere mich noch, wie ich vor mittlerweile fast zehn Jahren im Kino saß und staunte. Und vielleicht gelingt das ja ein weiteres Mal. Hoffen lässt zumindest, dass Andrew Stanton ein weiteres Mal die Regie übernehmen wird. Und dass Pixar, neben all den Fortsetzungen, auch noch ein paar wirklich interessante Projekte plant: In den kommenden Jahren erwartet uns eine Reise in den menschlichen Geist und eine Umsetzung des mexikanischen Día de los Muertos. Bis dahin kann man sich zumindest mit den bisherigen Pixar-Filmen vergnügen.

9/10