The Squid and the Whale

In The Squid and the Whale verarbeitet Noah Baumbach sein eigenes Heranwachsen im Brooklyn der 80er Jahre und den ersten großen Wendepunkt seines Lebens: Die Scheidung seiner Eltern.

Der Vater, Bernard Berkman (Jeff Daniels), ist ein ehemals erfolgreicher Schriftsteller, der mittlerweile nicht mehr publiziert wird und deswegen unterrichtet. Stattdessen steht die Mutter, Joan (Laura Linney), kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Romans. Die Schuldfrage, falls man sie überhaupt stellen kann, ist kaum zu beantworten. Bernard ist ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, wegen des ausbleibenden Erfolgs als Schriftsteller verbittert, und sieht sich als (einzig wahre) intellektuelle Institution. Joan hat mit der Ehe schon vor Jahren abgeschlossen und vergnügt sich mit Affären.

Dann kommt es zur Familienkonferenz: Scheidung. Zu leiden haben die Kinder. Walt (Jesse Eisenberg, Zombieland, The Social Network) schlägt sich zunächst auf die Seite seines Vaters, idealisiert ihn, doch beginnt im jugendliche Gefühlschaos schließlich ihn zu hinterfragen. Und Frank (Owen Kline) entdeckt zu Beginn der Pubertät seinen Körper und den Alkohol.

Es stellt sich die Frage, die Max Frisch in seinem Fragebogen so schön formuliert hat: Haben Kinder ein Anrecht auf unglückliche Eltern? Oder: Ist eine dysfunktionale Familie besser als gar keine? The Squid and the Whale beantwortet diese Fragen nicht; ein kleines bisschen Wachstum, ein Reifungsprozess, der vielleicht durch die Scheidung bedingt ist, vielleicht aber auch nicht, findet zumindest statt.

The Squid and the Whale ist in all seiner Tragik umwerfend komisch und fühlt sich in seinen Dialogen sowie Charakterisierungen absolut natürlich an. Jeff Daniels (Away We Go) verschwindet komplett hinter dem unsympathischen Bernard und Laura Linney (You Can Count On MeThe Savages) schafft es, trotz Affären und manipulativen Verhaltens, Mitgefühl zu erzeugen.

Noah Baumbachs Film fühlt sich stellenweise etwas unfertig an (was passiert mit der Katze?), zeichnet aber doch ein traurig-schönes Portrait einer Scheidung.

8/10