Underwater Love (Onna no kappa)

Wenn schon zum Zeitpunkt meines New York-Aufenthalts gerade das von Robert DeNiro organisierte Tribeca Film Festival stattfindet, kann ich mir das natürlich nicht entgehen lassen. Bei der Filmwahl war ich allerdings nicht wählerisch: Es gab Restkarten für den japanischen Film „Underwater Love“; mehr als dass es sich um ein Softporno-Musical handelt, wusste ich nicht, aber das klang ziemlich vielversprechend und verrückt. Im Saal erfuhr ich dann noch, dass es sich um die Weltpremiere des Films handelte. Anwesend waren Regisseur Shinji Imaoka, Hauptdarstellerin Emi Nishimura und Wong Kar Wais Stammcinematographer Christopher Doyle – letzterer wirkte ziemlich angetrunken. Am Ende von „Underwater Love“ war ich dann schließlich überzeugt, dass nicht nur Doyle, sondern das gesamte Filmteam während der Dreharbeiten unter erheblichem Alkoholeinfluss gestanden haben muss.

Der zum Kappa gewordene Aoki

Da vermutlich die wenigstens Leser den Film noch sehen werden, hier die haarsträubende Handlung: Asuki, 35, steht kurz vor ihrer Hochzeit. Sie arbeitet in einer Fischfabrik und will ihren Chef heiraten. Dann taucht plötzlich ein Kappa auf, ein japanisches, im Wasser lebendes Fabelwesen, das sehr gerne Gurken ist und optisch an einen Japaner im billigen Turtles-Faschingskostüm erinnert. Es stellt sich heraus, dass der Kappa Asukis Jugendliebe Aoki  ist, der zu Schulzeiten ertrunken ist. Aoki teilt Asuki schließlich mit, dass sie nur noch einen Tag zu leben hat, er sie aber retten kann. Sie verlässt ihren Verlobten und geht mit Aoki in die Berge, wo andere Kappas leben. Sie erhält von ihnen eine „anal pearl“ – Doyle bezeichnete sie liebevoll als „buttplug of life“ -, die sie einführen muss, um zu überleben. Zwar schafft sie dies unter einigen Schmerzen, Aoki stirbt jedoch. Ein verzweifeltet Versuch, ihn durch Sex wieder zu Leben zu erwecken scheitert. Es folgt ein Musicalnummer mit allen Darstellern und damit ist der Spaß vorbei.

Es wird viel herumgehüpft.

„Underwater Love“ ist in jeder Hinsicht ein billiger Film. Gedreht wurde er in nur fünf Tagen, mit kaum vorhandenem Budget. Mit den zahlreichen Sexszenen (die gerade mit dem albernen Turtlekostüm atemberaubend unterhaltsam sind) ist „Underwater Love“ damit ein typischer Vertreter des Genres des Pink Films. Diese sind japanische Softpornos, die aufgrund der Zensur nur recht wenig Haut zeigen dürfen und sehr billig produziert wurden. Einzigartig ist „Underwater Love“ jedoch, da er wohl das erste Pink Musical der Filmgeschichte ist. Gerade die Musicalszenen, unterlegt mit Musik von Stereo Total sind schlecht bis gar nicht choreographiert, so dass sie dem Film noch zusätzlichen Trash-Charme verleihen.

Vermutlich hatte ich das Glück, den wohl schlechtesten Film des gesamten Tribeca Film Festivals zu sehen; einen lustigen Abend haben mir Underwater Love und seine seltsame Crew aber doch beschert.

3/10