Fried Green Tomatoes

Auf Fried Green Tomatoes trifft die Bezeichnung „Frauenfilm“ bestens zu. Wer nun allerdings eine dümmliche Katherine-Heigl-ähnliche Figur erwartet, die kitschtriefend auf der Suche nach einem glücklichen Leben – und damit einem Mann – ist, sei entwarnt: Fried Green Tomatoes erzählt zwei Geschichten, in deren Mittelpunkt enge Freundschaften zwischen unterschiedlichen Frauen stehen und präsentiert damit ein auch (nicht ganz kitschfreies) Bild von der Emanzipation der Frau.

Die Freundschaft der übergewichtigen Evelyn Couch (Kathy Bates, Misery, Midnight in Paris) mit der über 80-jährigen Ninny Threadgoode (Jessica Tandy, Driving Miss Daisy) bildet die Rahmenhandlung: Evelyn langweilt sich in ihrem Hausfrauendasein; der Sohn hat das Haus verlassen, ihr Mann interessiert sich mehr für den Fernseher als für sie. Beim Besuch einer Verwandten im Altenheim lernt Evelyn Ninny kennen. Die erzählt ihr sogleich von einer Geschichte, die sich vor einem halben Jahrhundert in dem nicht weit entfernten Südstaatenkaff Whistle Blow abgespielt hat: Nach dem Unfalltod ihres Bruders Buddy (Chris O’Donnell) wendet sich die burschikose Idgie Threadgoode (Mary Stuart Masterson) von ihrer Familie ab. Erst in Ruth Jameson, dargestellt von der wunderbaren Mary-Louise Parker (Angels In America), findet sie eine Freundin, mit der sich nicht nur das Whistle Stop Café gründet, in dem die titelgebenden frittierten grünen Tomaten serviert werden, sondern durchlebt auch sämtliche Höhen und Tiefen, die ein Leben zu bieten hat.

Idgie (Mary Stuart Masterson) und Ruth (Mary-Louise Parker)

Filme, welche die zentrale Geschichte in Rückblenden erzählen, haben oft das Problem, dass die Rahmenhandlung nicht so recht in Gesamtbild passen will und eher stört. Auch in Fried Green Tomatoes fällt die Geschichte um Evelyn Couch deutlich ab, doch thematisch erfüllt sie ihren Zweck: Durch die Geschichte von Idgie und Ruth, die sich gegen Ruths gewalttätigen Ehemann zur Wehr setzen und sogar einen Mordprozess überstehen, gelingt Evelyn ihre eigene Emanzipation. Dass die Rollen von Evelyn und Ninny mit zwei großartigen Schauspielerinnen besetzt sind, schadet natürlich auch nicht.

Die bewegendere Geschichte ist dennoch die um Idgie und Ruth. Kritiker bemängeln zwar, dass die in der Romanvorlage lesbische Beziehung zwischen den Frauen im Film nicht thematisiert wird; doch auch wenn Fried Green Tomatoes nie explizit auf die Natur der Beziehung eingeht, ist anfangs die Anziehungskraft zwischen den Frauen zu spüren. Später, wenn Idgie und Ruth den Sohn der letzteren gemeinsam aufziehen und nachts im Café über ihre Zukunft sprechen, sollten keine Zweifel an der Beziehung der beiden mehr bestehen.

Zwar ist die Handlung etwas vorhersehbar, die musikalische Untermalung oftmals zu dramatisch, doch Fried Green Tomatoes ist herrlich warmherzig und besticht nicht nur durch vier hervorragende Hauptdarstellerinnen, sondern auch durch unwiderstehlichen Südstaatencharme.

8/10