An Education

„An Education“ ist die Verfilmung eines Guardian-Artikels der Autorin Lynn Barber, die sich als 16-jährige Schülerin in einen älteren Mann verliebte, durch welchen sie die Welt des Jazz, der Liebe und der Erwachsenen kennenlernte. Autor Nick Horny („High Fidelity“, „About A Boy“) adaptierte den Artikel zum Drehbuch, aus Lynn wurde Jenny (Carey Mulligan) und heraus kam eine größtenteils federleichte Romanze, deren Ende den Gesamteindruck jedoch schmälert.

Doch von vorne. Anfang der 60er Jahre, London: Jenny, eine hervorragende Schülerin mit besten Aussichten auf einen Studienplatz in Oxford, begegnet auf dem Schulweg dem charmanten Danny (Peter Sarsgaard). Dieser kann sie auf Konzerte und in noble Restaurants ausführen und ihr Wochenendreisen nach Paris schenken. Auch Jennys Eltern verfallen nach anfänglichem Zögern seinem Charme. Obwohl sie herausfindet, dass er sein Geld durch Betrügereien verdient, genießt sie ihr neues Leben in vollen Zügen. Jenny beginnt sich zu fragen, ob die langweilige Schulerziehung nicht nur zu einem ebenso langweiligen Beruf führen wird. Stattdessen will sie sich lieber der Erziehung in Lebensdingen durch Danny hingeben und ihn heiraten.

Bis dahin präsentiert der Film eine perfekte, lebendige Atmosphäre, die den Zuschauer Jennys Entscheidung in der Frage Schule versus Leben sofort nachvollziehen lässt. Carey Mulligan (Never Let Me GoDriveShame), oscarnominiert, stellt die Unerfahrenheit, Fröhlichkeit und Wissbegierde ihrer Jenny mit einer überzeugender Leichtigkeit dar und erinnert immer wieder an Audrey Hepburn. Sie ist sicherlich die Entdeckung des Films. Auch die Nebendarsteller, darunter Alfred Molina als Vater und Olivia Williams als scheinbar verbitterte Lehrerin, liefern hervorragende Arbeit. Der Soundtrack unterstützt die lockere Eleganz des vermittelten Lebensgefühls sehr gut.

Doch dann kommt das Ende:

Jenny erfährt, dass Danny verheiratet ist und sieht ihn daraufhin nicht wieder. Sie macht ihren Schulabschluss schließlich doch noch, geht nach Oxford und wird glücklich. So muss in den letzten 20 Minuten scheinbar vermittelt werden, dass Schulbildung eben doch wichtig ist und Lebenserfahrung nicht alles ist. Auch will „An Education“ offenbar zeigen, dass sich eine emanzipierte Frau ihr Leben selbst aufbauen muss und nicht die Abkürzung über einen Ehemann nehmen sollte. Blöderweise ist die Atmosphäre in den ersten zwei Dritteln zu perfekt, so dass die plötzliche Bildungsaffinität kaum glaubhaft wirkt. Noch dazu frage ich mich: Was wäre, wenn Danny nicht verheiratet gewesen wäre? Sicherlich wäre Jenny bei ihm geblieben und hätte auf Oxford verzichtet. Ist Bildung also doch nur die Notlösung?

Carey Mulligan und die ersten 75 Minuten sind einfach bezaubernd. Schade, dass das Ende den Film ein bisschen ruiniert.

7/10