A Single Man

Kalifornien, 1962: Seit dem Tod seines Partners Jim (Matthew Goode), hat Collegeprofessor George (Colin Firth, The King’s Speech, Tinker Tailor Soldier Spy) keine Freude am Leben mehr. Das morgendliche Erwachen ist eine Qual, seine Studenten zeigen – bis auf eine Ausnahme (Nicholas Hoult als ein an George sehr interessierter Student) – wenig Interesse an seinem Unterricht und seine Freundin Charley (Julianne Moore) beschäftigt sich nach einer gescheiterten Ehe vor allem mit Alkohol und Zigaretten.

„For the first time in my life I can’t see my future. Everyday goes by in a haze, but today I have decided will be different.“

Um diesem Zustand zu entfliehen, trifft George eine Entscheidung: Er wird sich umbringen. Nun erlebt er, und damit der Zuschauer, einen zunächst recht gewöhnlich erscheinenden letzten Tag.

Die Geschichte von „A Single Man“ ist nicht bahnbrechend neu, doch es sind die Charakter und die Bilder, die überzeugen: Es scheint, als wäre George schon immer eher ein Einzelgänger gewesen; in Jim fand er den Partner fürs Leben, mit dem er einfach er selbst sein konnte. Allen anderen gegenüber (vielleicht mit Ausnahme von Charley) ist er nicht George, er muss George spielen:

„It takes time in the morning for me to become George, time to adjust to what is expected of George and how he is to behave. By the time I have dressed and put the final layer of polish on the now slightly stiff but quite perfect George I know fully what part I’m suppose to play.“

Ebenso wie George nach dem Tod seines Geliebten, trauert Charley der Vergangenheit nach. Sie will mit George zusammenleben, hätte gerne mit ihm Kinder gehabt. Stattdessen heiratete sie einen Mann, der sie nicht liebte und bekam ein Kind, das, ebenso wie der Mann, das Haus bald verließ. Vor lauter Beschäftigung mit der Vergangenheit, beschränkt sich ihre Existenz in der Gegenwart darauf, zu rauchen, zu trinken und ihre natürlich verblassende Schönheit künstlich zu erhalten.

Neben einer perfekten Besetzung bietet der Film auch perfekte Bilder. Jede Szene, jedes Bild ist so schön anzusehen, dass das Gesehene geradezu künstlich wirkt. Tom Ford, hauptberuflich bisher Modedesigner, zeigt alles aus der subjektiven Sicht Georges; damit können die Überstilisierungen im Film zwar gerechtfertigt werden, alles wirkt dadurch manchmal aber zu durchkomponiert, zu artifiziell, zu kühl.

Die Atmosphäre des Films wird hervorragend von der Musik von Abel Korzeniowsk unterstützt. Was anfangs noch zu dick aufgetragen scheint, fügt sich schnell in das (vermutlich nicht sehr reale) Bild der 60er Jahre.

Obwohl „A Single Man“ teilweise überinszeniert wirkt, schafft es Tom Ford doch, seinen Charakteren Leben einzuhauchen. Man darf gespannt sein, was der Modedesigner, Filmemacher und scheinbar penible Perfektionist als nächstes präsentiert.

8/10