Revolutionary Road

Richard Yates

Richard Yates

„If my work has a theme, I suspect it is a simple one: that most human beings are inescapably alone, and therein lies their tragedy.“ – Richard Yates

Sein Debütroman „Revolutionary Road“, im Deutschen „Zeiten des Aufruhrs“, machte Richard Yates 1961 schlagartig berühmt, doch Zeit seines Lebens sollte er nie die Anerkennung finden, die ihm mittlerweile zuteil wird. Sein wohl zentrales Thema ist das menschliche Scheitern. Während er sich in dem grandiosen „Easter Parade“ dem Leben zweier Schwestern annimmt, lässt er in dem von Sam Mendes verfilmten Roman die Ehe von Frank und April Wheeler scheitern.

Mendes, der schon in American Beauty das Vorstadtleben sezierte, bleibt dicht am Roman und inszeniert den Film sehr ruhig. Neben der hervorragenden Vorlage, sind es die Schauspieler, die den Film tragen; allen voran Kate Winslet, die mit dem mühelosen Wechsel zwischen der Hoffnung auf ein besseres Leben, der Abscheu gegenüber ihrem Vorstadtdasein, der gespielten Freundlichkeit und einem immer wiederkehrenden, geradezu gespenstischem Insichgekehrtsein begeistert, das erahnen lässt, dass April Wheeler ihr jetziges Leben aufgegeben hat. Der oscarnominierten Michael Shannon (Bug) darf die wohl einprägsamste Rolle als psychisch kranker John Givings spielen, der vor allem in der Esstischszene die Wheelers mit ihren Lebenslügen konfrontiert, wobei die Kamera gnadenlos auf Kate Winslets Gesicht hält.

Die Wheelers werden von den anderen Figuren als „besonderes“ Paar wahrgenommen und auch sie selbst halten sich für besser als die anderen. Frank steht über seinem Beruf („…his job was the very least important part of his life, never to be mentioned except in irony.“ – Richard Yates); der Grund, warum die kulturelle Möglichkeiten bietende Stadt gegen die Vorstadt ausgetauscht wird, sind einzig und allein die Kinder. Doch gerade das Über-den-anderen-Stehen, die Reflexionen über die Lächerlichkeiten des eigenen Lebens lassen die Wheelers erkennen:

„Look at us. We’re just like everyone else. We’ve bought into the same, ridiculous delusion.“

Das Paar lebt zuletzt nicht mehr in der jahrelang aufgebauten und zurechtgeredeten Lüge, doch das bewahrt es nicht vor dem Scheitern. Hätten Frank und April ohne ihre Überheblichkeit ein glückliches Leben geführt? Vermutlich nicht. Die Campbells, welche die Paris-Pläne der Wheelers für unrealistisch halten, enden zwar nicht so drastisch wie die Protagonisten aus der Revolutionary Road, das Vorstadtglück bei ihnen jedoch auch verwehrt.

So oder so, Richard Yates lässt Menschen scheitern. Ohne Ausweg.

9/10