Jane Eyre

Charlotte Brontës Jane Eyre ist schon zuhauf verfilmte Weltliteratur, die schmückend, aber ungelesen in meinem Regal steht. So kann ich Cary Fukunagas Werk auch nicht als Verfilmung, wohl aber als Film beurteilen.

Fukunaga streift Jane Eyres (Mia Wasikowska) Kindheit als Waisin bei ihrer kaltherzigen Tante (Sally Hawkins) sowie die harten Jahre im Internat nur. Er konzentriert sich auf Janes Zeit als Gouvernante für das französische Mädchen Adèle auf Thornfield Hall. Dort ereignen sich nicht nur mysteriöse Vorfälle, auch entwickelt Jane bald Gefühle für den mürrischen Hausherren Mr Rochester (Michael Fassbender).

So weit, so bekannt. In den Köpfen vieler wird Jane Eyre wohl mit Kitsch und Romantik in Verbindung gebracht. Fukunaga tut gut daran, gerade diese Komponenten zu reduzieren. Sicherlich steht die Beziehung zwischen Jane und Rochester im Mittelpunkt, doch sie ist stets Teil der Selbstfindung des Titelcharakters und reichlich düster inszeniert: In den poetisch-kalten Bildern erblickt selten ein Sonnenstrahl die Leinwand. Gerade der dunkle Ton in den Bildern und vor allem der Geschichte lassen Janes Weg zur Frau, die ihre Moral über alles stellt, beeindruckend erscheinen.

Mia Wasikowska (Alice In Wonderland, The Kids Are All Right) gibt ihre Jane einfach, passiv und schmucklos. Nur selten lässt sie Janes Gefühle an die Oberfläche gelangen, überwältigt das Publikum dann aber umso stärker. Nicht minder überzeugt Michael Fassbender (Hunger, Inglourious Basterds, A Dangerous MethodShame) als ständig innerlich brodelnder Mr Rochester. Nur Judi Dench hat in ihrer Rolle als Haushälterin Mrs Fairfax arg wenig zu tun.

Fukunagas Jane Eyre ist stellenweise großartig; Janes Kindheit kommt vielleicht manchmal zu kurz und die Geschichte ist auch nicht immer sehr glaubwürdig. Doch letzteres darf man dem Film wohl nicht ankreiden – und so bleiben:

8/10