Contagion

Auch wenn Steven Soderbergh (Traffic) kürzlich seinen Ruhestand angekündigt hat, sind neben Contagion für die nächsten Jahre noch drei weitere Projekte in Planung. In Contagion kann er nun sein größtes Staraufgebot seit den Oceans-Filmen aufweisen. Die agieren zwar allesamt auf hohen Niveau, wirklich gebraucht hätte der Film sie allerdings nicht – bis auf eine Ausnahme: Gwyneth Paltrow (The Royal Tenenbaums, Two Lovers).

Die sticht zwar schauspielerische nicht aus dem Ensemble hervor, doch ihre Figur der Beth Emhoff eröffnet den Film mit einem trockenen Husten. Die Geschäftsfrau kommt gerade von Hong Kong über einen Zwischenstopp in Chicago zu ihrer Familie nach Minneapolis zurück. Innerhalb der ersten Filmminuten lässt er ihre Figur sterben. Und wenn ein Star wie Gwyneth Paltrow so schnell stirbt, dann meint es der Regisseur ernst: Hier wird keiner verschont, der Welt steht Schlimmes bevor.

Beths Sohn erliegt kurz drauf dem Virus. Sie hinterlässt ihren Mann Mitch (Matt Damon, True Grit), der scheinbar immun gegen die Krankheit ist und alles dafür tut, seine Tochter zu beschützen. In Atlanta kümmert sich derweil Dr. Ellis Cheever (Lauren Fishburne, The Matrix) vom Center for Disease Control and Prevention darum, möglichst viele Informationen über den Virus zu erhalten, nachdem auch Fälle in Hong Kong, London und Chicago aufgetreten sind. Er sendet Dr. Erin Mears (Kate Winslet, Revolutionary Road, Eternal Sunshine Of The Spotless Mind) nach Minneapolis, um dem Ursprung des Virus auf die Spur zu kommen. Die WHO schickt dagegen Dr. Leonora Orantes (Marion Cotillard, Rust and BoneInception, Love Me If You Dare) nach Hong Kong um Ursachenforschung zu betreiben. Während sich der Virus rasend schnell zu einer Pandemie mit unzähligen Todesfällen ausbreitet, forscht Dr. Ally Hextall (Jennifer Ehle, The King’s Speech) an einem Impfstoff. Der Blogger Alan Krumwiede (Jude Law, Closer) verbreitet derweil Verschwörungstheorien, findet ein riesiges Publikum, gelangt durch die Kooperation mit der Pharmaindustrie und der Promotion eines homöopathischen Mittels zu Geld und schürt gleichzeitig die Panik in der Bevölkerung. Bald kommt es wegen Medikamenten und Nahrungsmitteln zu Plünderungen und Gewalt.

Soderbergh zeichnet in Contagion ein realistisches Szenario einer weltweiten Pandemie. Er verfolgt die Einzelschicksale seiner Figuren kühl und distanziert; stellenweise fast schon dokumentarisch. Filmische Dramatik lässt er nur in der Geschichte um die Familie Emhoff aufkommen. Die unaufgeregte Inszenierung macht die erschreckende Version einer weltweiten Seuche umso bedrohlicher.

Immer wieder reißt Contagion zudem das komplexe Zusammenspiel der Interessen von Politik und Pharmaindustrie, der medialen Macht, bürokratischen Hindernissen und der Panik der Bevölkerung in Krisenzeiten an. Dass dabei gerade die Blogger schlecht wegkommen, verwundert und lässt Contagion stellenweise ziemlich konservativ erscheinen. „Vertraue der Regierung, dann wird alles gut“, könnte die etwas propagandistisch erscheinende Botschaft sein.

Zwar fesselt das Schreckensszenario von der ersten bis zur letzten Minute, doch gerade gegen Ende begehen einige der Figuren Dummheiten, die so nur in einem Hollywoodfilm vorkommen können. Die Musik von Cliff Martinez und hervorragend Schauspieler wie Bryan Cranston (Breaking Bad, Drive), Armin Rohde oder John Hawkes (Winter’s Bone) in kleinen Nebenrollen können nur teilweise dafür entschädigen und machen Contagion zu einem gelungenen Film mit kleinen Makeln.

7/10